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Sonntag, 20. Februar 2011

Zitate aus "Anständig essen"

So, hab die ersten 120 Seiten des Buches durch und ich bin begeistert!! Ist echt super geschrieben... Habe auch schon 2 sehr gute Textstellen für den Blog gefunden ;-)

1. Karen Duve über das "billige Massenprodukt Tier":


"Noch in den 50er Jahren waren viele Ernährungswissenschaftler davon überzeugt, dass Fleisch niemals ein billiges Massenprodukt werden könnte. Erst eine neue Dimension von Unbarmherzigkeit und Rücksichtslosigkeit machte es möglich, dass Fleischkonsum in den westlichen Industrienationen für alle Einkommensklassen zu etwas Alltäglichem wurde - das Zusammenpferchen von Rindern, Schweinen, Hühnern und Puten bis an die Grenzen des Machbaren, die Einfuhr von Mastfutter aus Ländern, die ihre Feldfrüchte eingentlich ganz gut für ihre eigene unterernährte Bevölkerung hätten gebrauchen können, und eine züchterische Auslese, die nicht mehr das gesunde, fortpflanzungsfähige Tier, sondern ein geflügeltes Monster mit orthopädischen Problemen anstrebte."

2. Karen Duve über den Widerspruch von Biofleisch und Tierschutz:

"Aber auch bei der besten Haltung, dem kürzesten Transport zum Schlachthaus und der humansten Schlachtung stehe ich bei Bio-Fleisch vor einem logischen Widerspruch. Wenn es nicht in Ordnung ist, Tiere zu misshandeln, wie kann es dann in Ordnung sein, sie zu töten? Das ist doch viel schlimmer, als sie bloß zu quälen. Das Vorgehen in der industriellen Massentierhaltung ist schlüssig. Wenn ich schon vorher systematisch die Bedürfnisse eines Tieres ignoriert habe, wenn Schweine für mich bloß Kotelettplantagen sind, dann ist es auch nur noch ein kleiner Schritt, ihnen eins vor die Birne zu geben. Artgerechte Tierhaltung mit dem Ziel, das Tier irgendwann zu schlachten, ist ein Widerspruch in sich.
Ich respektiere die Bedürfnise eines Tieres nach Bewegung und frischer Luft, sorge für ausreichend Ruheplätze, das richtige Futter und die Möglichkeit zu sozialen Kontakten, werfe ihm noch einen Ball zum Spielen in den Auslauf, aber das Grundlegendste seiner Bedürfnisse, den Willen zu leben, ignoriere ich einfach. Ein Tier in einen engen Käfig zu sperren ist gemein, aber totmachen ist okay - oder was? Und umgekehrt: Wenn man dem wichtigsten Interesse eines Tieres, seinem Interesse zu leben, keine Aufmerksamkeit zu schenken braucht, wieso sollte man sich dann durch seine nachgeordneten Interessen zu etwas verpflichtet fühlen? Wenn es kein Verbrechen ist, ein Tier zu töten, wieso sollte es dann ein Verbrechen sein, es in drangvoller Enge zu halten, ihm den Ringelschwanz oder den halben Schnabel abzuschneiden oder ihm in einem Versuchslabor eine Reihe von Zähnen zu ziehen, die Zähne durch Implantate zu ersetzen und diese Implantate dann absichtlich zu infizieren, bis die Bakterien den halben Kieferknochen weggefressen haben? Wenn ein Schwein sowieso dafür da ist, getötet zu werden, warum soll man nicht vorher noch ein paar Dum-Dum-Geschosse daran ausprobieren? Wenn ich seinen Tod akzeptiere, akzeptiere ich im Grunde auch alles andere."

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